Hier geht es zurück Angies Welt
"Verdammt! Verdammt! Verdammt!" Wütend schlug Rita auf das Armaturenbrett ihres Wagens. Das Lämpchen für die Tankanzeige blinkte. Das bedeutete, das sie es doch nicht mehr bis nach Hause schaffen konnte, ohne vorher noch tanken zu müssen. Zum Glück war die nächste Tankstelle nur ein paar Straßen weiter.
Nur wenige Augenblicke später steuerte Rita den kleinen Golf  zur Tanksäule und stieg aus. Im Kassenhaus befanden sich noch einige Leute´, aber irgendwie hatte sie ein merkwürdiges Gefühl in der Magengrube. Die drei Männer, die vor dem Kassierer standen benahmen sich merkwürdig auffällig, nicht so wie Kunden, die ihr Tankrechnung begleichen wollte.
"Was geht mich das an", dachte Rita und versuchte nicht hinzusehen. Sie schloss den Tankdeckel auf und begann ihren Wagen zu voll zu tanken.
"Mensch da ist jemand," Stefan deutete auf die Frau an der Tanksäule. "Wir müssen verschwinden, sie wird gleich rein kommen um zu bezahlen."
Die drei Männer verließen das Gebäude und gingen zu ihrem Auto.
"Geht ihr schon mal vor,  ich komme gleich nach. Werde mir die Kleine mal genauer anschauen", sagte Thomasz und noch ehe Stefan ihn zurückhalten konnte, stand er auch schon bei der Frau und redete mit ihr.
"Man hat der Nerven. Raubt eine Tankstelle aus und fängt auch noch in aller Ruhe an zu flirten. Sind die Litauer alle so verrückt?"
"Weiß nicht, bin ich etwa aus der Ecke?"´Ralf setzte sich ans Steuer, während Stefan sich auf den Rücksitz begab und die Szene durch das Heckfenster beobachtet. Was er sah, würde er schnell nicht wieder vergessen.
Thomasz stieß die Frau plötzlich zu Boden, entriss ihr die Zapfpistole, schrie irgendetwas wie "Peng! Peng!" und ließ Benzin über die Hilflose laufen. Dann packte er sie bei den Haaren und schleifte sie so hinter sich herziehend zur Strasse, weg von der Tankstelle. Was dann geschah ließ Stefan vor Entsetzen erstarren.
Thomasz zündete ein Streichholz an  und die Frau fing in wenigen Minuten Feuer. Um das Grauen für Stefan perfekt zu machen, rannte sie auch noch brennend, mit ausgebreitet Armen davon.
"Wie ein flammender Racheengel", sagte Stefan leise, der sich noch immer nicht von dem Anblick lösen konnte.
"Mann ja, Racheengel  ist gut, sie sah wirklich aus wie ein Engel. Richtig schade um die Kleine."
Lachend stieg Thomasz ins Auto. Er stieß Ralf an." Lass uns fahren Ralle, die Bullen werden gleich kommen. Und die Feuerwehr. Ha! Ha! Ha!"
"Ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Der Kommissar sah den Kassierer der Tankstelle prüfend an.
"Ja, sicher. Alles Bestens."
"Und Sie bleiben bei der Aussage, dass die Frau, der das Auto da vorn an der Tanksäule gehört, brennend davon gelaufen ist ?"
Noch einmal sah der Polizist den Mann skeptisch an, doch der nickte erneut nur zustimmend.
Kommissar Berger trat vor die Tür, sah die Streifenpolizisten fragend an, die gerade von ihrer Suche in der gegenüber  liegenden Parkanlage zurück kamen.
"Nichts. Keine brennende und auch keine verkohlte Frau zusehen."
Die Frau, die angeblich einem Feuerengel gleich davon gerannt sein sollte, konnte auch am anderen Morgen und auch in den nächsten Tagen nicht gefunden werden. Aber auch eine Rita Majer, die Eigentümerin des an der Tankstelle abgestellten Golfs, blieb verschwunden. Für Berger wieder ein unerledigter Fall.

Die letzten zwei Nächte hatte Stefan kaum schlafen können. Immer wieder sah er die brennende Gestalt vor Augen, hielt sich die ganze Nacht wach und sah lieber fern. Er hatte Angst vor diesen Albtraum der ihn verfolgte.
Mechanisch sah er zur Uhr. Wie jeden Abend war er auch diesmal wieder zwanghaft davon besessen  gewesen, den Wecker auf 3 Uhr zu stellen. Genau die Zeit, als die Frau von Thomasz angezündet wurde.
Plötzlich erregte das Fernsehgerät seine Aufmerksamkeit. Was geschah da? Der Bildschirm wurde schwarz und Sekunden später erschien die Frau von der Tankstelle auf dem Bildschirm. Sie sah aus wie ein in  Engel, umgeben von Flammen und Stefan glaubte, das sie etwas zu ihm sagte, dass sich anhörte wie: "Warum hast du es zugelassen?"
"Nein! Nein, ich will das nicht sehen. Das ist nicht echt. Ich fange an durch zudrehen!" Stefan sprang auf, wollte das Fernsehgerät abschalten. Ehe er jedoch dazu kam, gab es einen gewaltigen Knall. Stefan  wurde zu Boden geschleudert, wo er benommen liegen blieb. Eine Stichflamme schoss aus dem Fernseher und setzte die Vorhänge des nahegelegenen Fenster in Brand.
Wenige Minuten später, züngelten die Flammen in der ganzen Wohnung. Die Feuerwehr konnte später nur noch eine verkohlte Leiche bergen.

Ralf war in richtig guter Laune, während er mit 160 über die nächtliche Autobahn raste. Es war jetzt 3 Uhr in der Nacht, die Autobahn war leer und er war auf dem Weg nach Paris. Sie hatten endlich genug Kohle mit ihren Raubüberfällen gemacht und das Geld aufgeteilt. Schade nur das ihr letzte "ZUG" mit diesem dämlichen  Zwischenfall enden musste.
Auch er konnte diese Show, die Thomasz da veranstaltet hatte nicht so einfach vergessen. Aber er war nicht so empfindlich wie Stefan, dieses Weichei. Er konnte diesen Anblick zumindest aus seinen Gedanken verdrängen.
Ralf starrte konzentriert auf die dunkele Fahrbahn, als plötzlich aus dem Nichts Jemand vor sein Auto sprang. Er regierte sofort, trat mit aller Kraft auf die Bremse, konnte aber das Fahrzeug nicht mehr unter seiner Kontrolle bekommen. Es schleuderte von der Fahrbahn, raste einen Abhang hinunter und kracht, noch immer mit hoher Geschwindigkeit, gegen einen Baum. Die Sicherheitsgurte lösten sich und Ralf schlug mit dem Kopf gegen das Lenkrad.
Für einen Augenblick war er benommen und er sah eine Frau. Sie war ein Engel, ein Engel mit feurigen Flügeln. Ralf war sicher das Gesicht zu kennen.
"Die junge Frau von der Tankstelle", ging im sofort durch den Kopf. Das musste an dem Aufprall liegen, dachte er noch, als das Auto Feuer fing.
Hektisch rüttelte er an der Autotür, versuchte sich zu befreien. Doch der "Flammende Engel" stand lässig davor, hielt mühelos die Tür zu.
"Warum? Warum hast du zugesehen, statt mir zu helfen?"
Ralf schimpfte und schrie, schrie um sein Leben. Es half nichts. Wenige Minuten später war sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt.

Thomasz saß an der Bar des Nachtclubs. Schon seit einigen Minuten beobachtete er eine hübsche, junge Blondine die neben ihm saß. Sie schien von einem kleinen Flirt nicht abgeneigt zu sein, denn seine Blicke erwiderte sie recht provokant. "Du siehst aus wie ein Engel. Bist du ein Engel, Goldlöckchen?"
"Ja. Ich bin ein Engel. Ein feuriger sogar."
Und, hat der Engel auch einen Namen?" Thomasz fühlte das er hier eine gute Chance hatte.
"Rita! Und der Engel würde gerne mit dir Dinge tun, die du noch nie erlebt hast."
Thomasz starrte die Fremde an. So direkt hatte es ihm noch Keine gesagt. "Gut. Gehen wir zu mir."
Er fasste Rita am Arm und verließ mit ihr die Bar.

"Tolle Bude! Du musst ja eine menge Kohle verdienen. Bist du etwa der berüchtigte Tankstellenräuber, der sein Unwesen in dieser Stadt treibt?" Rita lächelte ihren Gegenüber an.
Thomasz wurde sofort Misstrauisch.
"Was redest du für 'nen Scheiß." Er zehrte er an seiner Hose. "Komm lieber in Bett und zeig was du drauf hast?" Rita hatte ihr Kleid schon ausgezogen und stieß Thomasz sachte auf das Bett.
"Es wird heiß, das verspreche ich dir. Leg dich hin und überlasse den Rest ruhig mir. Ich mache nur noch schnell das Licht aus und zünde eine Kerze an. Es ist dann viel romantischer so."
Thomasz legte sich auf das Bett und es wurde dunkel im Raum. Er sah nur die Leuchtziffern auf dem Radiowecker.
Es war 3 Uhr.
"Wo bist du?" Seine Augen versuchten sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, um die Gestalt des Mädchen ausmachen zu können.
"Hier. Hier bin ich." Eine Kerze flammte auf. Thomasz konnte erkennen, wie der nackte Frauenkörper sich über ihn beugte. Er schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Als er sie wieder öffnete, stockte ihm der Atem. Rita sah aus wie ein Engel, umgeben von Flammen, die wie Arme nach ihm zu greifen schienen.
"Das darf doch nicht wahr sein! Ich kenne dich. Du bist die Kleine von der Tankstelle."
Er sprang aus dem Bett, verlor das Gleichgewicht und während er fiel, stieß er die brennende Kerze vom Nachttisch.
Thomasz lag reglos auf dem Boden. Die Kerze brannte noch immer und die Flamme begann an der Bettdecke zu züngeln. Er wollte  mit den Händen nach der Kerze greifen, doch  sein Körper war wie gelähmt und wollte ihm nicht gehorchen. So musste er mit ansehen, wie das Bett lichterloh zu brennen begann.
Thomasz schrie und schrie und schrie. Die Schreie blieben ungehört und die Flammen begannen langsam seinem Körper in Besitz zu nehmen. Er hörte nur noch ein: "Peng! Peng!" Dann wurde es schwarze vor seinen Augen.
Als die Feuerwehr eintraf, war nur das Schlafzimmer niedergebrannt. Niemand fand eine Erklärung, wieso der Brand sich nicht ausgeweitet hatte.
"Ich kann das nicht verstehen." Kommissar Berger legte den Bericht beiseite. Da haben sie innerhalb von 48 Stunden drei männliche Leichen, die alle unter merkwürdigen Umständen
verbrannten. Als ob das aber  nicht schon genug ist, taucht plötzlich die verkohlte Leiche der Frau auf, die seit dem Tankstellenüberfall vermisst wurde. Und ausgerechnet in dem Park, der sich gegenüber der Tankstelle befindet. Jenen Park, den sie mehrmals durchsucht hatten.
Irgendwie ahnte Berger, dass zwischen der Frau, dem Überfall und den drei verbrannten Männern ein Zusammenhang bestand. Aber welcher, das war ihm unklar.

Er nahm den Aktenordner und schloss den Fall "Feuerengel."



##### ENDE #####





Flammen der Rache (C) 2003 by Heinz Oh. - Online seit:03.08.2003 - Klicks heute:3 - Klicks gesamt:1576.